Als Korbflechter auf Bochums Straßen

Altes Handwerk als Familientradition

ALS KORBFLECHTER AUF BOCHUMS STRAßEN



Ein wenig erinnert es an Campingurlaub, denn ein Wohnwagen ist für Monate Domizil. Doch so zu leben, entspricht jahrhundertelanger Familientradition. Korbflechter sind die Keusche, die eigentlich in Mönchengladbach zu Hause sind. Und als Korbflechter verbringen sie die meiste Zeit des Jahres mit ihren Waren auf freien Plätzen mitten in großen Städten. Seit Jahren schon in Bochum.


Neuerdings sind hier gleich zwei Keusch-Niederlassungen zu finden; denn Sohn Eugen ist der Tradition gefolgt und hat sich an der Castroper Straße selbst niedergelassen, während der Vater weiter an der Wasserstraße geblieben ist.


Direkt neben seinen Waren, nachts im Zeit gelagert, lebt Eugen Keusch monatelang im Wohnwagen, begleitet von Frau und Hund. Bei gutem Wetter sorgt er dafür, daß seine Kollektion deutlich zu sehen ist und baut sie vor Zeit und Wohnwagen auf. „Ideal ist es, wenn man direkt an einer Kreuzung steht", weiß Eugen Keusch seinen Stand zu schätzen. Einmal wird er von vielen Vorbeifahrenden gesehen, zum anderen mangelt es nicht unbedingt an Möglichkeiten zum Halt.


Und weil er darauf bauen muß, daß man auch einfach durch den Anblick der Waren wirbt, baut er natürlich auf schönes Wetter. „Sonst müssen wir die Ware unterstellen, denn Feuchtigkeit ist so ziemlich das einzige, was die Möbel nicht vertragen. Ansonsten aber, so der Junior, der der jahrhundertealten Tradition gefolgt ist, zeichnet sich das Produkt seiner Hände durch äußerste Strapazierfähigkeit aus.


Seit zwölf Jahren bauen Vater und Sohn ihre Waren in Bochum auf, und immer noch finden sie Zuspruch. „Es ist ein gutes und freundliches Publikum in Bochum. Ich bin hier gern", charakterisiert Eugen Keusch seine Kundschaft. So beneidet er keinesfalls seinen Bruder, der seinen Stand in München aufgebaut hat.


“Ein Problem ist es nur, wenn man von heute auf morgen seinen Standort verlassen muß, weil der Besitzer etwas anderes mit dem Raum vorhat.” Mit dieser Bemerkung spielt Eugen Keusch das Ereignis an, als die Familie vor einigen Jahren ihren langjährigen „Stammplatz" an der Kreuzung Wasserstraße/Unistraße räumen mußte. „Wenn man so lange dort gelebt hat, fällt es einem schwer wegzugehen."


Doch mit solchen Ereignissen muß die Familie Keusch eigentlich jedes Jahr rechnen, da ja überall immer mehr gebaut wird. „Es ist dann schon gar nicht so einfach mehr, einen geeigneten Platz zu finden.” berichtet der Korbmacher, weiß aber auch “Zu viel Umzieherei ist nicht gut für das Geschäft, denn die Leute müssen wissen, daß ich hier stehe.”


Übrigens werden nicht nur neue Möbel und jede Art von Körben gefertigt, sondern auch alte Korbmöbel repariert. „Es geht schneller, neue Möbel zu machen, als alte zu reparieren", erläutert Eugen Keusch. Das scheint im ersten Moment wenig plausibel, doch wenn man sich vorstellt, welcher Genauigkeit es bedarf, um einen alten Stuhl dem Original getreu zu restaurieren, ist diese Bemerkung durchaus einleuchtend.


Von April bis November sind Senior und Junior Keusch in Bochum zu finden. In den verbleibenden Monaten leben sie in ihrer Wohnung in Mönchengladbach und warten, während sie versuchen, mit ihrem Angebot aktuell zu bleiben, auf besseres Wetter. Dann ziehen sie wieder in ihre Wohnwagen, um ihrem traditionellen Handwerk nachzugehen.

Bei schönem Wetter wird die Korbgarnitur zur Kaffeetafel und zum Arbeitsplatz. Umweltfreundliche Farben und Lacke sind Favoriten des Korbmachers.


Dieser Artikel erschien am 2. August 1989 im Stadtspiegel Bochum unter dem Autorenkürzel: mac.

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